メディア・コミュニケーション研究 = Media and Communication Studies;57

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軍記物語と英雄叙事詩(5) : 概念規定に関する諸問題

寺田, 龍男

Permalink : http://hdl.handle.net/2115/40057

Abstract

Der Germanist und Finnougrist Hans Fromm war einer der umfangreichsten und vielseitigsten Forscher. Allgemein bekannt sind nicht nur die deutsche Übersetzung von "Kalevala" (mit Lore Fromm 1967), die "Finnische Grammatik" (1982), die neuhochdeutsche Übersetzung des "Eneasromans" Heinrichs von Veldeke (mit einem Beitrag von Dorothea und Peter Diemer 1992) usw., sondern auch seine zahlreichen Beiträge zur germanistischen Mediävistik und zur finnischen Sprache und Literatur, in denen er uns auf neue Perspektiven aufmerksam machte oder scharfe Kritik übte. In der früheren Phase seiner wissenschaftlichen Laufbahn widmete sich Fromm auch einer Arbeit zur Grundlage der komparatistischen Richtung: "Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem Französischen 1700-1948" (6 Bde. 1950-1953). (Das erstaunliche Werk, in dem er ca. 29.000 Titel sammelte, ist in der japanischen Übersetzung von Yves Chevrel: "La Littérature Comparée" (1989), und zwar nicht im Literaturverzeichnis, sondern im Textteil, extra aufgezeichnet, so dass den japanischen Komparatisten der Name Fromm wohl vertraut ist.) Seither ― wenn ich vermuten darf ― war er sich stets verschiedener Bedingungen seines jeweiligen Gegenstandes bewusst, die ihn umgaben. Dass Fromm dabei über unterschiedlichste 'Werkzeuge' wie Finnisch, Lateinisch-Griechisch, Paläografie und nicht zuletzt umfangreiche Kenntnisse über die japanische Geschichte und Literatur des Mittelalters verfügte, ermöglichte es ihm wohl, den Gegenstand aus einem weitreichenden Gesichtspunkt zu betrachten. Eine solche Leistung war seine Arbeit ">Kalevala< und Nibelungenlied" (1984). Hier fing Fromm mit seinem Nachweis an, dass das deutsche Epos keinen Einfluss auf den finnischen Autor Elias Lönnrot ausgeübt hatte. Damit stellt sich heraus, dass Fromm einen anderen Weg geht als es bei der Komparatistik der Fall ist. Nach seinen sorgfältigen Recherchen über die Person Lönnrot, der aus dem mündlichen Erzählgut ein Buchepos machte, vergleicht er ihn mit dem Dichter des Nibelungenliedes. Der entscheidende Punkt war, wie es im Nebentitel seines Beitrags formuliert wurde, der 'Problembereich von Mündlichkeit und Schriftlichkeit'. Einem Auslandsgermanisten, der eine völlig andere Kultur im Hintergrund hat und sich der Mediävistik widmet, hat der Versuch von Fromm gezeigt, dass die Übersetzung keinesfalls die einzige und wichtigste Methodik ist. Die Dichtungen der altjapanischen Gunki-monogatari sind im Prinzip auch unter einer vergleichbaren Bedingung entstanden, man hat sie dann mündlich wie schriftlich weiter überliefert. Als eines der Wechselwirkungsbeispiele könnten die Beschreibungen eines adligen YAMASHINA Tokitsune (1543-1611) in seinem Tagebuch gelten, dass zwei blinde Sänger Jōshun und Jōnin ihren Auftraggeber am 8. des 8. Monats 1592[im altjapanischen Mondkalender = am 13. September 1592 im gregorianischen Kalender]baten, Teile einer Handschrift der Heldendichtung "Heike-monogatari" (= "The Tale of the Heike", wohl um 1230 entstanden) vorzulesen, weil sie feststellen wollten, ob ihre Erzählkunst berechtigt war. Die Forschung der japanischen Heldendichtung leidet allerdings unter einigen Problemen: der Gattungsbegriff Gunki-monogatari wurde lange mit dem europäischen Epos parallel gestellt, ohne dabei näher auf die theoretischen Überlegungen einzugehen. Für die Japaner vor 1945 war es von großer Bedeutung, dass sie auch ein japanisches “Nibelungenlied”besaßen: in Ostasien gelte Japan als das einzige Land, das in seiner Geschichte einen westeuropäischen Feudalismus hatte, so dass man erwarten kann, dass die Japaner auf Grund gleicher Geschichte auch die gleiche Zukunft haben wie westliche Industriestaaten. Trotz der allgemein anerkannten Kritik an dieser Vorstellung bleibt das Problem der Begriffs-und Gattungsbestimmung noch dahingestellt und ungelöst. Unter den Forschern, die sich für eine interkulturell vergleichende Richtung interessieren, scheint noch dazu der Einfluss der traditionellen europäischen oder eher französischen Komparatistik so stark zu sein, dass ein solcher Keim sich schwer entwickeln könnte. Es ist zudem nicht extra zu betonen, dass man sich in den zu 'vergleichenden' Gattungen mit den unterschiedlichen Sprachen auskennen muss. Die Perspektive der 'Mündlichkeit und Schriftlichkeit', die uns Hans Fromm musterhaft gezeigt hat, wird sich aller Voraussicht nach überregional und Überzeitlich anwenden lassen. Zwar muss man gestehen, dass bei jedem Versuch Modifikationen wegen unterschiedlicher Bedingungen nötig sind und vor allem dass es so viele Methoden gibt, wie es Forscher gibt. Aber die Methodik von Hans Fromm wird sicherlich zur Entwicklung einer neuen Richtung beitragen. Bei der Alexander von Humboldt-Stiftung und Peter Strohschneider bedanke ich mich herzlich für ihre Unterstützung. Die Grundlage der vorliegenden Studie konnte während meines Aufenthalts März-Juli 2008 in München entstehen.

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